Vom Rheingau-Musik-Festival in den Musikunterricht: Violinistin Veronika Eberle und Cellist Isang Enders in der Rheingauschule
Am Vorabend haben sie noch im Rahmen des Rheingau Musik Festivals mit dem Pianisten Igor Levit auf Schloss Johannisberg konzertiert. Ihre Zugabe spielen die Violinistin Veronika Eberle und der Cellist Isang Enders am morgen danach in der Aula der Geisenheimer Rheingauschule. Gut 60 Schülerinnen und Schüler aus den Musikkursen der Oberstufe sowie Mitglieder der Schulensembles erleben bei der Veranstaltung der Initiative Rhapsody in School in Kooperation mit dem Festival eine Musikstunde der besonderen Art.
Mit dem mal sehnsuchtsvoll-melancholisch, mal energisch-rasant interpretierten Rondo-Thema von Wolfgang Amadeus Mozart demonstrieren die beiden Musikprofis ihrem Publikum, wie zwei Instrumente im Frage- und Antwortspiel ein Thema in unterschiedlichen Variationen wiederholen. Eine mit flirrender Violine und leichthändigen Läufen auf dem Cello ausdrucksstark dargebotene Komposition von Maurice Ravel dient als Beispiel für modernere Musik. Und bei einer Sarabande von Johann Sebastian Bach zeigt Isang Enders, wie man mit der entsprechenden Technik zweistimmig auf einem Saiteninstrument spielen kann.
Vor allem aber suchen die beiden Gäste das Gespräch mit den Jugendlichen. Unter anderem möchten sie von ihrem Publikum wissen, was diese denn bewegen würde, in ein Konzert zu gehen. Das Interesse an den Interpreten und deren Musik lautet die Antwort.
Zweiter Sitzplatz im Flieger für das Cello
Ob es dann in dem einen oder anderen Fall auch ein klassisches Konzert sein könnte, bleibt offen. Nach und nach entwickelt sich in der Doppelstunde ein immer lebhafteres Gespräch. So möchte ein Schüler wissen, ob die beiden auch international konzertieren. Da dies der Fall ist, gibt es einige Anekdoten dazu zu erzählen. So sei Isang Enders erst kürzlich im kanadischen Montreal für 24 Stunden auf dem Flughafen gestrandet, weil die Computersysteme der Fluglinien einfach nicht mit der Tatsache klargekommen seien, dass ein Ticket für einen Sitzplatz benötigt wird, ohne dass es für den Passagier einen Reisepass gäbe. Vermutlich hätte auch dessen Geburtsdatum für Irritation gesorgt, denn es handelt sich um das 1840 von Jean Baptiste Vuillaume in Paris gebaute Cello. „Es ist immer dasselbe, ich bekomme dann nicht einmal ein zweites Essen für den Sitzplatz neben mir“, erläutert der 29-Jährige zur Erheiterung des Publikums. Wie lange die beiden auf ihren Instrumenten üben, lautet eine weitere Frage aus der Schülerschaft. „Manchmal wochenlang gar nicht und manchmal sieben Stunden am Tag, wenn ich ein Stück in vier Tagen lernen will“, erläutert Veronika Eberle. Große Überraschung herrscht, als die 28-Jährige berichtet, dass sie bereits mit neun Jahren als Jungstudentin am Richard-Strauss-Konservatorium in München ihr Studium aufgenommen hat. Isang Enders ist ebenfalls erst zwölf Jahre alt gewesen, als er in Frankfurt zum Jungstudenten geworden ist. Er verblüfft aber auch bei der Frage nach einem Vorbild. Er bewundere jemanden, der seit Jahren mit großer Loyalität starke Leistungen zeige: den Basketballer Dirk Nowitzki.