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Der Geist des Rheingaus

Auf den Spuren der Rheingau-Romantik

Exkursion des Deutsch-LK der Q1

Am 30. September 2020 haben wir, der Deutsch-LK der Q1, zusammen mit Frau Wolfgang das Brentanohaus in Winkel besucht. Bis heute ist es an der Kultur- und Literaturszene beteiligt und diente als Herberge für einige mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten.

Während der von Baronin von Brentano angebotenen Führung konnten wir zunächst den sogenannten „Roten Salon“ betrachten. Dieser trägt seinen Namen aufgrund der roten Tapeten, Möbel und Teppiche. Hier befindet sich ein kleiner Teil der alten Familienbibliothek, deren ältestes Buch aus dem Jahr 1570 stammt. Im roten Salon hängen außerdem die Porträts einiger Mitglieder der Familie Brentano, unter anderem von Franz Brentano, der zusammen mit seinem Bruder Georg Brentano das Haus im Jahr 1804 kaufte, um es als Sommersitz der Familie zu verwenden.

Bei dem anderen Raum, den wir bei der Führung besichtigen konnten, handelt es sich um den größten Saal des Hauses, in dem alle gesellschaftlichen Aktivitäten der Familie und deren Gäste stattfanden, was das Vorlesen und Spielen, aber auch Dichterwettstreite einschließt. Neben Goethe waren hier auch die Gebrüder Grimm und Freiherr vom Stein zu Besuch. Dass der Geheimrat wohl ein recht anspruchsvoller Gast war, wird in den Aufzeichnungen der damaligen Hausherrin Antonia von Brentano deutlich. Wie uns die Baronin erklärte, machte Goethe gerne Morgenspaziergänge im großen Garten der Brentanos. Allerdings sollte ihm dabei besser niemand begegnen, geschweige denn, ihn angesprochen haben, da seine Laune daraufhin für den Rest des Tages miserabel gewesen sei.

Vom großen Salon gelangt man zu den Schlaf- und Arbeitszimmern von Brentanos Schwester Bettina von Arnim. Die beiden Räume wurden während seiner Besuche 1814/1815 von Goethe bewohnt und blieben aufgrund der bereits zu Lebzeiten einsetzenden „Vergötterung“ des Geheimrats nach seiner Abreise weitgehend unverändert.

In diesen Räumen fallen die nie vergilbten, farbreichen Originaltapeten auf, deren Farben  „Schweinfurter Grün“  hinzugefügt wurde. Diese Farbbeimischung ist jedoch hochgiftig, da unter bestimmten Bedingungen Arsen freigesetzt werden kann.

Clemens Brentano, das namentlich vermutlich bekannteste Familienmitglied der Brentanos, hat tatsächlich wenig zur Geschichte des Hauses selbst beigetragen. Anders verhält es sich jedoch mit seiner Schwester Bettina, die eine vor allem für die damalige Zeit außergewöhnliche Persönlichkeit hatte. Alles andere als zur Begeisterung ihrer Familie setzte sie sich unter Tische und auf Schränke, gab sich mit Leuten niederer Schichten, wie Bauern und Fischern, ab und engagierte sich während dem Vormärz für arme und verfolgte Menschen. Sozialistischen Gedanken gegenüber zeigte sie sich aufgeschlossen und verarbeitete diese literarisch. Zudem war Bettina eine fanatische Goetheverehrerin. Da sie womöglich eifersüchtig auf Goethes Frau Christiane war und diese in einer öffentlichen Auseinandersetzung als eine „wahnsinnige Blutwurst“ bezeichnet hatte, brach Goethe jeglichen Kontakt zu ihr ab und verbot ihr und ihrem Ehemann Achim von Arnim, jemals wieder sein Haus zu betreten. Auch während seiner Besuche im Brentanohaus durfte Bettina nicht anwesend sein.

Nach der Führung hielten wir uns noch eine Weile im Garten des Anwesens auf und stellten die Bekanntschaften und Familienverhältnisse nach. Abschließend besuchten wir das Grab von Karoline von Günderrode, einer Dichterin der Romantik und guten Freundin von Bettina von Arnim. Aus unglücklicher Liebe und als Folge des unauflöslichen Konflikts zwischen ihrem Bedürfnis nach Freiheit und der Frauenrolle der damaligen Zeit, erdolchte sie sich im Alter von 26 Jahren am Rheinufer zwischen Winkel und Geisenheim. Noch heute ist ihr Grab auf dem Winkeler Friedhof zu finden.

So beendeten wir unseren Erkundungsgang zur Rheingau-Romantik in der Hoffnung, dass weitere Exkursionen folgen können.

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